29.7.2018: Er wurde in Split geboren. Am 7. Dezember 1947. Oliver Dragojevic ist ebendort heute gestorben, in seiner Stadt, die meine Lieblingsstadt wurde – und für mich immer nach Oliver klang und klingen wird.
Wie erklärt man einem, der nie von Oliver Dragojevic gehört hat, diesen Menschen? Wie erklärt man, dass man selbst einfach nie erwachsen genug wurde, um nicht sofort wie ein Teenager zu schwärmen, wenn von Oliver die Rede war? Wie erklärt man, dass man die Refrains seiner Lieder singen konnte, BEVOR man in der Lage war, auf kroatisch ein Brot zu kaufen? So war das. Die ersten kroatischen Worte, die ich akzentfrei aussprechen konnte, waren Songtexte von Oliver.
Er war Dalmatiner. Kroate. Aber das Wunderbare an Musik ist, dass jeder sie versteht, auch wenn er die Worte nicht verstehen kann.
Wenn ich jemandem Oliver-Songs vorspiele, dann ist die Reaktion immer: „Oh! Schön! Irre Stimme! Wusste gar nicht, dass kroatische Musik SO klingt…“. Dann beginne ich zu erzählen, was ich weiß: dass Oliver eine kroatische Legende ist. Dass er als junger Mann seinen ersten Hit hatte – ein Lied über eine Möwe, nicht eine Frau. So zart, so sanft gesungen, wie es einfach nur Oliver konnte: „Galeb i ja“ – auf deutsch: „Die Möwe und ich“ – sang er 1975 beim Splitski Festival. Geschrieben hat ihm den Song der verstorbene Zdenko Runjic. Der wiederum (ein großer kroatischer Songschreiber) schrieb nur deshalb über eine Möwe, weil sein kleiner Sohn sich das vom Papa wünschte.
Oliver war beim ersten Hit ein dürrer Strich von Mann mit Riesenbrille. Absolut kein schöner Mann, nein. Im Alter wurde Oliver immer schöner … aber seine Stimme war von Anfang an ganz und gar besonders. Wie Rauhreif auf Samt.
Oliver war 44 Jahre mit derselben Frau verheiratet. Er hinterlässt drei Söhne. Und er hinterlässt diesen großen Schatz, den vielleicht einzigen, der in der Kunst tatsächlich ewig lebt: die Musik.
Ich beneide jeden, der Oliver jetzt erst kennenlernt. Ich freue mich über jeden, der seine Lieder summt. Wenn ein Musiker geht, bleibt die Musik.
Hier sein erster Hit:
https://m.youtube.com/watch?v=ow-8JS2PzGs
(Foto: Pixabay)