Neue Heimat Hrvatska – hier ist Folge 4 unserer Cromedia-Serie! Wir stellen vor: Ursula Braun (59), die aus der Schweiz nach Kroatien kam – und sich in die Luft und das Nichts verliebte.
Wohnort früher: Lugano, Schweiz
Wohnort heute: Orebic, Peljesac (Dalmatien)
Wann sind Sie umgezogen?
Am 29.1. 2017.
Und warum?
In der Heimat gab es keine Lebensqualität mehr – es ging nur ums Arbeiten, um die Rechnungen zu bezahlen – alles ist überteuert dort, 70.000 Grenzgänger … und dort ist eine furchtbare Luftverschmutzung.
Warum haben Sie sich für diesen Ort in Kroatien entschieden?
Da ich ein Geschäft in der Schweiz hatte (“Satangel intimo e mare”), fand ich Orebic gerade richtig. Hier gibt es wirklich nichts. Von der Mentalität ist Orebic 20 Jahre zurück, und das fand ich gut – einmal weg von dem Konsumzwang, der bei uns herrscht. So habe ich mein Geschäft hier wieder aufgemacht (“Unique Sport Boutique”) und noch Kinder- und Schuhmode dazugenommen.
Was ist für Sie das Schönste an diesem neuen Ort?
Das Schönste ist natürlich das Meer mit den vielen Inseln – die gesamte Landschaft!
Was ist für Sie am schwierigsten in Kroatien gewesen?
Der ganze Behördengang. Wenn man nicht die Sprache spricht und nicht den Freund vom Freund mitbringt, ist das schon alles sehr kompliziert. Für die Geschäftseröffnung wurde auch zu viel Papier benötigt – und das Meiste per Post, mit E-Mails sind sie noch etwas hinten nach…
Was war das Wichtigste, das Sie aus der alten Heimat mitgenommen haben?
Meine Gesundheit, meine Kraft und die Lust, neu anzufangen. Ich bin Österreicherin, geboren und aufgewachsen in der Nähe von Wien. Mit 20 ging ich in die Schweiz und verbrachte dort 37 Jahre meines Lebens. Natürlich habe ich meine Möbel mitgenommen und freue mich, in meinem eigenen Bett zu schlafen.
Was vermissen Sie aus der alten Heimat?
Am meisten vermisse ich Lebensmittel. Im Sommer gibt es wegen der Touristen genug Gemüse und Salat, aber im Winter haben wir nichts, nur Kraut, Kartoffeln und Cevapcici. Auch ein gutes Brot oder eine Torte fehlt mir sehr.
Was ist das Wichtigste, was Sie in der neuen Heimat bekommen haben?
Wichtig waren meine neuen Autonummern, denn die Umschreibung von CH auf HR hat mich 7 Monate, viel Geld und sehr viel Stress gekostet. Aber das Schönste war die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft von Nachbarn und Bekannten – jeder hat geholfen, wie er konnte.
Was ist für Sie typisch kroatisch?
Da müsste man Kroatien in Süd und Nord einteilen – Zagreb kann man nicht mit Dubrovnik vergleichen. Da ich im Süden bin, ist typisch die Mentalität im Sinne von “sutra” (morgen) und “polako” (langsam). Sehr angenehm auf der einen Seite – kann aber auf der anderen Seite auch sehr auf die Nerven gehen.
(Fotos: Ursula Braun (am Steg/Schweiz)/ Pixabay (Lugano/Peljesac))