6.4.2018: Es ist so: Wenn man als deutsche Frau die ersten Erfahrungen in der kroatischen Frau-Mann-Welt macht, dann kommt man schnell auf den Gedanken, dass hier der alte Machismo, wie in Italien und Spanien, prächtig gedeiht. Sanja Sarnavka bestätigt das: Sie ist Leiterin der Organisatiin B.a.B.e. – “Budi aktivna. Budi emancipiran”, auf deutsch: Sei aktiv, sei emanzipiert”. “Frauen”, sagt Sarnavka, “werden in den Medien der Balkanländer auf Körper und Aussehen reduziert.”
Der Sexismus wird auch hier nicht ignoriert – als eine Reklame für Schafskäse in Bulgarien als Pointe zeigte, wie einer üppigen Kellnerin ein
Stück Käse in den Ausschnitt fällt und sie es einem (männlichen) Kunden in den Mund schiebt, hagelte es Proteste. Die Szene wurde daraufhin herausgeschnitten.
In Kroatien gehen die Männer insbesondere im politischen Geschäft mit drastischen Sprüchen gegen politisch ambitionierte Frauen vor: Frauen, ließ ein Minister sich mal aus, seien “nicht zum Denken gemacht, sondern für die Matratze.” In Deutschland wäre der Mann politisch tot – hier, in Hrvatska, ist es laut der Studie der Zagreber Frauengruppe “Izvor” (deutsch: Quelle) so, dass zehn Prozent weiblicher Bewerber für einen Arbeitsplatz bereits beim Vorstellungsgespräch sexuelle “Angebote” bekommen.
Was tun die Kroatinnen? Sie reagieren auf drei verschiedene Weisen. Da gibt es die, die das vorsintflutliche Denken teilen und es als “alte Werte” verbrämen – das sind die älteren Frauen.
Dann gibt es die, die die Flucht nach vorne antreten und quasi den Sexismus einladen, indem sie als Sexbomben Karriere machen – Popstar Severina ist da richtig gut drin.
Und dann gibt es die, die kämpfen, die “pusti me u miru” zu den Männern sagen (deutsch: Lass mich in Ruhe) und hart arbeiten, sachlich, fair und mit der Fähigkeit, dumme Kerle auszublenden.
Diese Frauen arbeiten viel im Tourismus – was von den Männern lange als „weicher Berufszweig“, also weiblicher Berufszweig angesehen wurde. Nun ja: Der Tourismus ist zum machtvollen Wirtschaftsfaktor geworden in Kroatien. Und Präsident von Kroatien ist Kolinda Grabar Kitarovic – eine Frau.
Im Tourismus regeln Frauen an vorderster Front das Geschäft. Split hat eine Chefin, Omis, Podstrana – und wenn diesen Frauen ein Mann blöd kommt, dann zucken sie die Achseln und ignorieren ihn einfach … und arbeiten mehr und mehr zusammen mit anderen Frauen. “The Times, they are a-changing”, um es mit Bob Dylan zu sagen – auch in Kroatien. Wer hier Mann ist, jung und klug, der “suti” – auf deutsch: hält den Mund. Und wird polako (deutsch: langsam) zum Feministen. Seinem Vater gefällt das vielleicht nicht – aber seiner Chefin…?
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