25.9.2018: Na? Morgen nachmittag schon was vor? Nicht? Gut! Gehen Sie Fußball gucken in Dalmatien! Genauer: In Mravince. Dort findet morgen um 15.30 Uhr ein Spiel statt, dass das Zeug hat, zum Knaller zu werden – denn der Kreisligist NK (Nogometni Klub, deutsch: Fußballverein) Sloga Mravince spielt gegen niemand geringeren als – Erstligist und Hauptstadtverein Dinamo Zagreb …
Möglich macht es der Kroatische Cup, vergleichbar dem deutschen DFB-Pokal, wo das Spielprinzip “klein gegen groß” dazu gehört – und nicht selten die Großen plötzlich klein und die Kleinen groß aussehen. Im Fußball ist schließlich alles möglich!
Der NK Sloga Mravince (das dazugehörige Dorf hat überschaubare 1628 Einwohner) zeigt auf das Schönste, wie Kroaten – zumal fußballbegeisterte Kroaten – auf große Herausforderungen reagieren:
- Gaaanz gelassen bleiben: Dinamo mag die Erste Liga anführen und lauter kleine Millionäre auflaufen lassen können. In dem Zagreber Vorzeige-Club spielt Geld keine Rolle. Aaber: Auf dem Platz ist nichts unmöglich – auch nicht, dass das kleine Dorf Mravince hernach im Rausch des Sieges taumelt und einen neuen dörflichen Nationaltag ausruft, der immerimmerimmer an die Niederlage von Dinamo erinnern möge
- Den Gegner verunsichern: Das macht Sloga-Präsident Zdravko Perko ganz hervorragend! Dinamo, lässt er im Dalmatinski Portsl verkünden, werde es in Mravince um einiges schwerer haben als gegen Fenerbahce … für nicht ganz Eingeweihte: Das ist ein türkischer Erstligaclub, der soeben 1:2 gegen Dinamo unterlag
- Groß denken: Mravince ist gerüstet. Neue Tribünen sind bereits aufgebaut, sie bieten 800 Plätze mehr, so dass insgesamt 1500 Menschen dem Sloga-versus-Dinamo-Spiel beiwohnen können. Es wurde außerdem jedes Stück grauer Mauer rund ums Stadion siegerstrahlendweiß gestrichen. Frei nach dem Motto: Sollen sie ruhig kommen, die Hauptstädter, Mravince ist vorbereitet!
- Stolz ruhig zeigen: Man kann davon ausgehen, dass JEDER der 1628 Einwohner von Mravince in irgendeiner Weiser mitgeholfen hat, das Dorf-Stadion erstligamäßig zu verschönern. Und man kann davon ausgehen, dass niemals auch nur EIN Dinamo-Star für seinen Verein eine Wand oder einen Tribünenstuhl strich … DAS nämlich ist wahre Fußballliebe!
Und außerdem: Sloga hat einen fetten Gewinn hinter sich. 3:1 gegen Koprivnica – immerhin schon eine Stadt, 30.854 Einwohner, dritte Liga. Ja, man muss bei Sloga mit allem rechnen.
Sollte das Ergebnis Sloga versus Dinamo am Ende so in etwa 0:35 für Dinamo ausgehen: Sei’s drum. Das Spiel ist schon jetzt, wie die Sloga-Funktionäre freimütig zugeben, das größte Ereignis in der Geschichte des Dorfclubs, den es immerhin schon seit 1925 gibt.
Wir sagen: Dinamo, zieh dich warm an! In Mravince sind keine Millionäre, aber echte, selbstbewusste Dalmatiner zu Hause – und wenn die auf dem Platz stehen, der die (Fußball-)Welt bedeutet, dann … ist alles drin. Oder um es auf kroatisch zu sagen: Sve je moguce – alles ist möglich.
Sollte Dinamo wider Erwarten doch gewinnen, dann gibt’s immer noch gute Freunde, die ihnen danach den Rest geben können: NK Hajduk Split, Mravince-Nachbar aus der ersten Liga, spielt gegen Dinamo am kommenden Samstag – wollen wir doch mal sehen, ob die Dalmatiner den Hauptstadt-Fußballstolz nicht ordentlich ins Wanken bringen können!
Hier geht’s den Artikel vom Dalmatinski Portal zum Reinlesen – allerdings auf kroatisch. Wer nicht alles versteht, versteht auf jeden Fall die Bildergalerie: Mravince beim gemeinsamen Verschönern des eigenen Stadions … wunderbar:
http://dalmatinskiportal.hr/sport/foto-prica-iz-dalmacije–u-mravincima-su-postavljene-tri-nove-tribine–brojni-volonteri-ureduju-igraliste–a-dinamu-ce-biti-teze-nego-protiv-fenerbahcea/35824
(Fotos (Steinhaus in Mravince & Logos Sloga/Dinamo): Tina Stommel/NK Sloga Mravince/Pixabay)