9.10.2018: Frage: Wie viele Menschen passen auf ein Kreuzfahrtschiff? Antwort: Fragen Sie die dubrovaci (gespr. dubrowatschi), die Dubrovniker Einwohner – die wissen’s …
Also: Es sind – im Schnitt – etwa 5000, in Buchstaben: fünftausend, pro Schiff. Nekad vise, nekad manje – mal mehr, mal weniger. In diesem auch für kroatische Verhältnisse sensationell langen Sommer waren es pro Tag im Schnitt so um die 10.000 (!!!) Menschen, die sich durch die engen Altstadtgassen schoben wie ein unendlich langer, fetter Bandwurm. Da war es mitunter schon zu viel, wenn ein Touri-Shop einen etwas ausladenderen Ständer vor der Tür stehen hatte. Stellen Sie sich vor, Sie öffnen Ihre Haustür und die Tür stoppt am Arm eines Touris, und vor und hinter ihm gehen noch mehr Touris, und Sie müssen also im Türrahmen warten, bis es irgendwie “grün” wird, bis die unsichtbare Ampel Ihnen erlaubt, in einer Lücke des Besucherbandwurms schnell das Haus zu verlassen …
So. Damit ist jetzt Schluss. Zumindest zur Hälfte. Was eigentlich schon in diesem Jahr passieren sollte (und, wegen der geliebten Einnahmen durch die ansonsten immer unbeliebteren Dubrovnik-Touris, nicht 2018 umgesetzt wurde), das passiert 2019: Dubrovnik darf im Sommer nur noch von zwei Kreuzfahrtriesen pro Tag angefahren werden – heißt: nicht mehr 10.000, sondern nur noch 5.000 Touris im Bandwurm. Bogu hvala – gottseidank!
Besser wäre: komplettes Kreuzfahrtschiff-Verbot in dieser uralten, sensiblen, wunderschönen Stadt. Allein das Durchlesen der Anpreisung für Dubrovnik-Kreuzfahrtler treibt einem Tränen des Mitleids für die Einheimischen in die Augen:
“Die meisten Kreuzfahrtschiffe machen im Hafen von Gruz fest … die berühmte Altstadt ist drei Kilometer entfernt … bei gutem Wetter halten die Schiffe gelegentlich auch direkt im alten Hafen …”
Und dann folgt: ein Plan zu den Sehenswürdigkeiten A bis F (Kreuzfahrttouris haben es nämlich eilig, da braucht es Fast Food, nicht Gourmet als Ausflug).
Apopos Gourmet: Mein erstes Mal in Dubrovnik ist so lange her, damals war Kroatien noch Teil von Jugoslawien und immer mal wieder war der Bäcker in der Gasse nahe der Pension zu, weil es kein Brot gab. Ich war ein Kind, und meine Eltern gingen mit mir in den alten Hafen. Dort gab es ein Kaffeehaus nach Art der Österreicher, mit Blick auf kleine (!) Boote. Und dort saß ich und aß Käsebrot und – verliebte mich in die Stadt mit jedem Bissen und jedem Blick mehr.
Aber gut, vorbei, die alte stille Dubrovnikzeit. Die Stadtverwaltung hat ausgerechnet, dass in diesem Sommer 740.000 Touristen von 440 Kreuzfahrtschiffen in die Stadt gespuckt wurden. Von denen einer im Schnitt übrigens maximal zehn Euro in der Stadt ausgibt – also nicht mal ein lohnendes Geschäft!
Da kann man nur sagen: 5000 sind besser als 10.000 Gäste pro Tag. Dazu kommt ein neues großes Parkhaus. Nicht schön, aber nötig, wenn man am Ende vor allem vom Tourismus lebt.
Und wenn auch die 5000 nicht mehr (oder noch nicht) da sind, sitze ich im Hafen von Dubrovnik – im Herbst und im Frühling …
(Fotos: Pixabay (Dubrovnik ohne Kreuzfahrtriesen)/Marko Okram (Dubrovnik mit Kreuzfahrtriesen))