Cromedia macht Schule: Willkommen zu unserem 56. Unterrichtspost “Wie werde ich ein echter Kroate?” – für Neu-Abonnenten: Diese Cromedia-Serie stellt vermeintliche oder echte typisch kroatische Eigenarten, Traditionen und Befindlichkeiten vor. Oft mit einem Augenzwinkern, aber auch mit dem Kern der Wahrheit, die jedem Klischee innewohnt. Der Titel “Wie werde ich ein echter Kroate?” ist zum Beispiel sehr augenzwinkernd gemeint …;-).
Diesmal geht es um ein trauriges Thema: um den Tod. Und um das Abschied nehmen von einem geliebten Menschen. Hier hält es der Kroate den Riten der katholischen Kirche entsprechend – rund 88 Prozent der Kroaten sind römisch-katholisch, an zweiter Stelle folgen dann – weit abgeschlagen – 4,4 Prozent Christlich-Orthodoxe.
Im Vergleich zu Deutschland ist sehr vieles gleich, aber manches auch nicht.
Für mich immer noch auffällig, auch wenn sich das in Kroatien wie überall auf der Welt verändert: Die Gräber in Kroatien tragen überwiegend frische Blumen, sind gepflegt – heißt: Sie werden gepflegt und regelmäßig besucht, sofern der Verstorbene noch Angehörige hat. Der Glaube, die Region und ihre Rituale sind (noch) in Kroatien tiefer verwurzelt als etwas in Deutschland.
Die Beerdigung ist ein wichtiger Termin – auch für entfernte Bekannte des Verstorbenen, für Kollegen eines Angehörigen. Wer nicht gerade einen wirklich schwerwiegenden Grund hat, der ihn abhält, der kommt zur Beerdigung. Und geht in die Kirche, zur Messe. Und bevor er hineingeht ins Gotteshaus, gibt er eine Spende ab.
In Hrvatska ist es üblich, dass vor der Kirche ein kleiner Tisch mit Stuhl steht, auf dem ein Gemeindemitglied sitzt und die Spenden in Form von Bargeld entgegennimmt. Sorgsam, trägt man die Summe und den dazugehörigen Namen in einen Block ein – das digitale Zeitalter hat, wie in den meisten Ländern, auch die Kirchen in Kroatien noch nicht erreicht, könnte man jetzt sagen. Und es stimmt. Aber womöglich ist das auch gut so …
Gespendet wird für eine Messe – eigentlich eine für den Verstorbenen. Und es ist auch so, dass zum Gedenken des Verstorbenen eine Messe gehalten wird. Die Namen derer, die bei der Beerdigung gespendet haben, sind indes zu zahlreich, um sie alle während der Messe vorzutragen. So heißt es, der Pastor lese die Namen laut vor, während der nach der Beerdigung den Block mit den eingetragenen Spendern studiere. Ob er’s wirklich tut, ist eine Frage des Glaubens.
Die Kroaten trauern tief. Und vergessen nicht. Die meisten meiner Freunde gedenken ihrer Verstorbenen am Jahrestag, erzählen sich Geschichten von dem Verstorbenen, holen ihn mit ihren Erinnerungen zurück … so, wie das frühere Generationen schon gehalten haben, auch in Deutschland – so, wie es der Glaube vorsieht.
Wie auch immer man selbst zur Religion steht: Besucht man einen Friedhof in Kroatien, dann sieht man frische Blumen hier und da. Für mich ist es ein Sinnbild, dass der Tod zum Leben gehört – und umgekehrt.
Ein paar Vokabeln zum Thema:
Beerdigung: sprovod oder pogreb
Trauer: zalost (gesprochen. Schalost)
Ich bin traurig: Tuzna sam (gesprochen. tuschna, als Frau) oder “tuzan sam” (Mann)
Mein Beileid: moje sucut (gesprochen. ssutschut)
Kirche: crkva (gespr. Zerkwa)
Tod: smrt (gespr. smert)
(Foto: Zdenka Varnica)