Böse Zungen werden jetzt behaupten: Kroaten haben einen besonderen Stil…? Ist uns (also: der Welt) noch gar nicht aufgefallen…!
Nun – es gibt ihn aber, den kroatischen Stil. Es ist kein Einheitsstil – den Deutschen, der Krachlederhosen traegt, auf die er bei jeder sich bietenden Gelegenheit drauf haut, den trifft man ja auch nicht unbedingt in Berlin, dem Rheinland oder Thüringen…
Wenn wir von einem Dresscode Kroatiens sprechen, dann ist der für uns mit dem Motto “Was eigentlich nicht zusammen passt, passt irgendwie doch” ganz gut umschrieben. Kroaten – Mann wie Frau – können sich richtig aufbrezeln, was nicht immer, aber doch ab und zu das Gegenteil von Stil zur Folge hat. Aber dann begegnen sie einem einen Tag später mit demselben Selbstbewusstsein wie am Aufbrezelabend ungeschminkt, ehrlich, konsequent schlicht – und man denkt: Die tun einfach, was sie wollen, die hrvati (Kroaten).
Fangen wir mit den kroatischen Frauen, hrvatske zene (gespr. Schene) an:
• Typisch ist ein ausgeprägtes Interesse für Mode, wobei die kroatische Frau gern zwei vermeintlich unvereinbare Stilarten mixt: sportlich und – sagen wir: auf unpraktische Art getunt. Das sieht so aus: enge Leggins, dazu Turnschuhe oder Schlappen (diese Schlappen mit Fell drauf begegnen einem selbst im heißesten Sommer). Der Push-up ist oft dabei – auch Bikinis werden oben gern mit Vollpolster ins Meer getragen. Nach dem Motto: Was man nicht hat, macht man sich. Wenn sich der Abend nähert, geht`s gerne hoch hinaus – mit stiklice, High Heels, bei denen einem schon beim Draufschauen schwindlig wird. In Split oder Dubrovnik oder anderswo, wo antike Steine den Straßenboden pflastern und die Geschichte sie zu unebenem, garantiert nicht rutschfestem Untergrund formte, kann man sich nur wundern, dass es nicht haufenweise Knöchelverenkungen gibt. In Deutschland, konkret in Düsseldorf, stroemen die halben oder ganzen Kroatinnen zuhauf zu “Stikle Partys”, wo sie sich gegenseitig an Absatzhöhe übertrumpfen. Und dann, tags drauf, tragen sie Flipflops und schlunzen entspannt durch den Tag.
Die kroatischen Männer – hrvatski muskarci (gespr. Muschkarzi) sind bodenständig. Über metrosexuelle Anwandlungen a la David Beckham kann der kroatische Mann nur abfällig mit “ne valja” (geht gar nicht) reagieren. Der echte kroatische Mann rasiert sich nicht das Brusthaar ab – aber wenn er sich schick macht, dann darf der Anzug glänzen und eine Goldkette um den Hals baumeln.
Zusammengefasst: Kroatischer Stil ist Betonung des eigenen Geschlechts – im eher traditionellen Sinne. Allerdings: Der Humor unterscheidet die zena von der Tussi und den muskarac vom langweiligen Macho: Die Stiklice-Stoecklerin greift resolut zu, um ihr dijete (Kind) vom Blödsinnmachen abzuhalten, lacht gern und laut und erdig und hat ein handfestes Charisma, das die kunstvollen Erhöhungen wie eine nette, aber doch nicht lebensentscheidende Attitude entlarvt – dito der Mann, der auch im glänzendsten Anzug kernig flucht und lässig mit den Kumpels abhängt.
In Sachen Möbeldesign ist es ähnlich: Auf internationalen Messen sind die Kroaten die, die Olivenholz zum Designelement küren – und andererseits Hochglanzschrankwände bewerben.
Humor, gepaart mit Eleganz, Natur oder Tradition, gemixt mit innovativen Texturen – das ist auch die eigentümliche Mischung des kroatischen Designers Toni Rico. Der aufstrebende Modemacher zeigt feminine schwingende Kleider und wild, aber cool gemusterte Herrenhemden – und liebt die Provokation im Detail. Da trägt dann ein Männermodel silberne Hotpants, und bei der Fashion Week in Zagreb treibt Rico die Liebe zur kroatischen Heimat auf die kuriose Spitze: Vor fünf Jahren sprach ganz Kroatien (und ein guter Teil der restlichen Modewelt) über seine “Mode” fürs Gemächte: Rico verpackte das sogenannte beste Stück des Mannes in Korbgeflecht nach alter kroatischer Tradition…
In diesem Juni schickte er Harmlosschick über einen ganz besonderen Laufsteg: einen Bootssteg im Hafen der Stadt Hvar auf der gleichnamigen dalmatinischen Trauminsel. Anlass: 150 Jahre Hvar-Tourismus.
Toni Rico nannte seine Festjahres-Show “150 – Hvar Dresscode”. Ein selbstbewusstes Statement, das er sich leisten kann, ist Rico doch ein populärer Sohn der Insel. Bei ihm ist der typische kroatische Stil auf innovative Weise vereint: Eleganz, Widerspruch – und Augenzwinkern.
Hier könnt ihr (auf englisch) den Rico-Skandal von 2013 nachlesen:
https://www.total-croatia-news.com/…/6535-codpiece-fashion-…
Und hier das sehr coole Video zum Rico-Event auf Hvar:
https://m.youtube.com/watch?v=5akLAATaKc4
Toni Rico auf Hvar:
Hvar-Stadt, Kroz Burak 55
(Foto: Pixabay)