Cromedia macht Schule: Willkommen zu unserem 54. Unterrichtspost “Wie werde ich ein echter Kroate?” – diesmal wird uns warm … oder auch nicht.
In Plitvice, dem großartigen Nationalpark im oberen Teil Kroatiens, frieren im echten kroatischen Winter die Wasserfälle zu faszinierenden Skulpturen zu. Das ist genau so lange schön, wie man beim Betrachten der Kunst aus Eis weiß, dass man nach dem unvergesslichen Winterparkbesuch heim ins Warme kommt …
… aber was, wenn es da – naja, nicht eisig, aber jedenfalls ungemütlich frisch ist? Das mag niemand, auch nicht der echte Kroate. Zum Glück für Menschen gibt es da die Zentralheizung, die einen befreit vom Pelztragen in der Höhle. Allerdings: In Kroatien ist der Griff zum Drehknopf an einem Heizkörper keineswegs selbstverständlich. Insbesondere in Dalmatien, an der Küste, gibt es den Heizkörper nämlich als Selbstverständlichkeit maximal in Hotels. Dort, wo der Kroate zu Hause ist, gibt es ihn eher nicht.
Dafür gibt es den pec (gesprochen.: pääätsch), den Ofen. Gusseisern, grundsolide, wenn auch gern düstere Rauchspuren auf Wände malend, bollert er in der Küche des kroatischen Hauses vor sich hin – wenn er Futter kriegt. Dass er im Winter – der auch im sonnenverwöhnten Dalmatien plötzlich kommen kann, zum Beispiel durch den wilden Atem des Bora, einem der schnellsten und stärksten Winde der Welt – nichts zu futtern hat, kommt aber im Prinzip nie vor.
Im September, spätestens im Oktober lässt sich der Kroate vom nächstgelegenen Baumarkt seine “paleta”, seine Palette an Holz (kroatisch: drwa, gespr.: derwa), liefern. Oder holt sie, sofern sein Auto das packt, gleich selbst. Dann werden die groben Holzscheite nochmal von Hand verkleinert, bis sie in den “pec” genau hineinpassen. Und schon kann der Winter kommen.
Und er kommt schnell. Im November mag die Sonne Dalmatiens tagsüber noch einen auf Sommer machen, abends, wenn sie weg ist, wird’s kalt in den Zimmern – außer in dem Zimmer, in dem der “pec” steht.
Das ist in der Regel die Küche respektive das Esszimmer. Der “pec” ist ja kein Kamin, sondern ganz bodenständig ein Eisenkasten, in dem Feuer so verbrennt, dass es warm wird drumherum. Drumherum um den “pec” versammeln sich dann die Kroaten – eine ihrer leichtesten Übungen, sind sie doch eh sehr gesellig und sitzen gern zusammen.
Diejenigen, die sich einen Raum weiter, ins Wohnzimmer zurückziehen, weil sie ihre Ruhe haben wollen oder müssen, sind sozusagen selber schuld … sie frieren nämlich. Denn den “pec” gibt’s nur in einem Zimmer.
Die, die dort sitzen, haben aber Mitleid mit dem frierenden Ruhesucher – und rufen rüber: “Upali klimu!” Heißt: Mach’ die Klimaanlage an! Ein schöner und auch wahrer Spruch, die Klimaanlage nämlich ist tatsächlich in Dalmatien ein Ganzjahreshelfer: Im Sommer bläst sie einem die Hitze weg, im Winter die Wärme her.
Es ist indes nicht sehr viel mehr als eine laue Brise, die sich im Winter von ihr erwarten lässt. Weshalb manche ein Tourist in Dalmatien weiter friert, was dann von Kroaten mit einem Grinsen im Gesicht (Motto: Weicheier …) dazu bringt, ihnen einen tragbaren Mini-Heizkörper ins Apartment zu tragen.
Das ist aber nichts im Vergleich zur Kraft des “pec” – in vielfacher Hinsicht: Der “pec” heizt nicht nur kräftig ein, er sorgt eben auch für Geselligkeit … und will man typisch kroatisch leben, dann lässt man sich drauf ein 🙂
(Foto: Pixabay)